Nina Kienreich

Diätologie | Yoga | Hormongesundheit

Unterschied Diät Ernährungsumstellung

15. August 2022

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23.Mai 2022 | ERNÄHRUNGSWISSEN 

Was kommt dir in den Sinn, wenn du das Wort Diät hörst? Vielleicht Verzicht, Aufwand, strenge Regeln, fades Essen, das nicht schmeckt, Disziplin? Ziel ist einzig und allein, Kilos so schnell wie möglich herunter zu hungern. Dass das nicht nachhaltig ist, und das mühsam verlorene Gewicht schneller wieder da ist, als einem lieb ist, das hast du wahrscheinlich schon selbst erlebt. Warum Diäten langfristig nicht erfolgreich sind und was der Unterschied zu einer Ernährungsumstellung ist, das erfährst du in diesem Artikel.

Was ist eine Diät?

Das Wort Diät stammt vom altgriechischen δίαιτα (díaita), was ursprünglich Lebensweise bedeutet. Im ernährungsmedizinischen Zusammenhang meint man damit Kostformen, die zur Behandlung von Krankheiten oder zum Gewichtsmanagement geeignet sind. Umgangssprachlich wird der Begriff häufig mit einer Reduktionskost zur Gewichtsabnahme gleichgesetzt.

In diesem Sinne folgen Diäten Regeln und Rahmenbedingungen, die mehr oder weniger Flexibilität erlauben. Dabei gibt es unterschiedliche Strategien: Es werden Lebensmittel in erlaubt und verboten eingeteilt, Kalorien oder Punkte gezählt, Hauptnährstoffe wie Fett und Kohlenhydrate eingeschränkt oder Mahlzeiten durch Formula (Mahlzeitenersatz, „Eiweißshakes“) ersetzt. In der Regel sind die Kuren nur für wenige Tage oder Wochen konzipiert.

Es gibt in der Diätindustrie immer wieder Modetrends. Vor ein paar Jahren zum Beispiel herrschte eine regelrechte Fettphobie. Heute in u.a. die ketogene Ernährung en vogue, wo sogar Kaffee mit Butter anstatt Milch getrunken wird, um Kohlenhydrate einzusparen. Vielleicht hast du selbst schon das eine oder andere Konzept selbst ausprobiert.

Was alle diese Diäten gemeinsam haben: Die Werbung vermittelt, dass es so einfach sei, das Wunschgewicht zu erreichen und zu halten. Doch Diätpläne unterscheiden sich so stark von den bisherigen Ernährungsgewohnheiten, dass man sie über kurz oder lang nicht durchhalten kann und wieder zum „normalen“ Essen zurückkehrt. Was dann folgt, kennen Abnehmwillige auf der ganzen Welt nur zu gut: Die Gewichtskurve zeigt wieder steil nach oben, der berühmte Jojo-Effekt ist eingetreten.

Was ist eine Ernährungsumstellung?

Für den Begriff Ernährungsumstellung gibt es keine allgemeingültige Definition. Es geht dabei um eine aktive Veränderung von festgelegten Ernährungsgewohnheiten mit dem Ziel, Gesundheit und Wohlbefinden zu steigern. Voraussetzung für eine gelungene Umstellung ist, dass die neuen Verhaltensweisen zu einem passen und damit langfristig umsetzbar sind.

Seriöse Ernährungsberatung bietet Begleitung bei der Ernährungsumstellung beruhend auf wissenschaftlicher Forschungsarbeit und sogenannten evidenzbasierten Leitlinien. Die Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft – die sich übrigens auch gemäß dem aktuellen Forschungsstand auch ändern können – werden mit den individuellen Bedürfnissen bestmöglich in Einklang gebracht.

Wie die Ernährungsumstellung durchgeführt wird, hat großen Einfluss auf das Ergebnis. Nicht der Kampf gegen sich selbst führt zum Ziel, sondern eine liebevolle Zuwendung zu sich selbst. Die Grundlage des neuen Ernährungsstils sollten also immer alte Gewohnheiten und Vorwissen sein. Beides ist hilfreich für die Entwicklung neuer Strategien, die wirklich zu einem passen. Und es ist wichtig, nicht alles auf einmal über den Haufen zu werfen, sondern kleine Schritte zu machen. So kann man langsam in den neuen Lebensstil hineinwachsen und läuft nicht Gefahr, wieder in alte Muster zurückzufallen, sobald uns im Alltag etwas aus der Bahn wirft.

Leider werden in letzter Zeit auch Diäten oft als „Ernährungsumstellung“ oder „Lifestyle“ verkauft. Also sei skeptisch und achte genau darauf, ob die Ernährungsweise strenge Regeln aufstellt oder Platz für deine individuellen Vorlieben lässt.

Warum ich eine Ernährungsumstellung und nicht Diäten empfehle

Viele Menschen, vor allem Frauen, geraten auf der Basis von gesellschaftlicher Verachtung von dicken Menschen und der Angst vor Krankheit (dick = krank) in eine dauerhafte Spirale aus Diätversprechen und -frust. Wie ich schon in meinem Blogartikel „Gewichtsnormative in der Medizin: Mein Arzt sagt, ich soll abnehmen – und warum das ein Problem ist“ thematisiert habe, ist auch das Gesundheitspersonal daran beteiligt. Dabei ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass Diäten langfristig dick machen und Weight Cycling, also wiederholtes Ab- und wieder Zunehmen, ein Risikofaktor für die Herz-Kreislauf-Gesundheit ist.

Warum funktionieren Diäten nie langfristig? Die Ernährungsweise unterscheidet sich meist stark vom bisherigen Essverhalten. Häufig sind auch Energie- und Nährstoffmenge auf Dauer viel zu niedrig angesetzt. Die Ernährungsregeln erlauben wenig Flexibilität im Alltag und werden als Zügelung erlebt. Mit dem Ergebnis, dass unser Körper uns letztlich wieder dazu zwingt zu essen. Auf psychologischer Ebene meldet sich der innere Rebell in Form von Essdrang. Hormonelle Prozesse durch den Energie- und Nährstoffmangel lösen unkontrollierbaren Heißhunger aus. Und der Kontrollverlust führt zum frustrierenden Gefühl, versagt zu haben.

Eine echte Ernährungsumstellung hingegen achtet Körpersignale und individuelle Bedürfnisse. Besonders Konzepte mit ernährungspsychologischem Schwerpunkt berücksichtigen auch die emotionale Ebene der Nahrungsaufnahme. „Achtsam Essen“ (engl. „intuitiv eating“) gibt es bereits seit 1995 und die Herangehensweise ist mittlerweile wissenschaftlich fundiert. Abnehmen steht bei dieser Methode nicht im Fokus. Es gibt aber auch Menschen, die mit achtsamem Essen abnehmen, weil die Sättigung früher gespürt wird und Essanfälle zur Emotionsregulation ein für alle Mal der Vergangenheit angehören.

Wenn du also frustrierende Diäten satt hast, dann lade ich dich ein, einer Ernährungsumstellung im Sinne von intuitivem Essen eine Chance zu geben.