Diätologin Nina Kienreich

Ernährung | Yoga | Hormongesundheit

Stressessen? Kenn ich nur zu gut!

27. Oktober 2022

Stressessen

27. Oktober 2022 | ESSVERHALTEN

Ich gestehe: Ich war selbst eine Stress-Esserin. Abends Schokolade, um mich zu entspannen, eine ganze Packung Kekse, weil ich einfach nicht aufhören konnte, aufkommender Ärger und noch schnell was in den Mund gestopft… All diese Dinge habe ich nicht nur täglich von meinen Klient*innen gehört, das war auch ich. Und das, obwohl ich mehrere Jahre Ernährung studiert habe.

Wenn Wissen alleine nicht hilft

Was lernen wir daraus? Wissen um gesunde Lebensmittel alleine hilft oft wenig. Ausgeklügelte Ernährungspläne und allgemeine Tipps, wie man Zuckersucht loswird, ebenso. Selbst Ratschläge und Techniken aus der Suchtpsychologie haben bei mir nicht gefruchtet. Weil Wissen nicht automatisch Können heißt und Können noch lange nicht Wollen. An meinem Tiefpunkt habe ich im besten Wissen, was ich da mache, nämlich Stressessen, weiter Schokolade in mich hinein gestopft. Einmal mit dem Versprechen „Morgen wird alles anders“, dann resignierend, weil „ich brauche das jetzt einfach“, ab und zu auch einmal richtig aus Trotz, weil mein Körper eh nicht so funktioniert, wie ich das möchte.

Die verschiedenen Ursachen von Heißhunger und Essdrang

Am offensichtlichsten und am einfachsten zu beheben ist das Problem, dass du schlichtweg zu wenig isst. Wenn du mit Energie und/oder bestimmten Nährstoffen unterversorgt bist, aktiviert der Körper ein steinzeitliches Notprogramm und bringt dich mit allen Mitteln dazu, zu essen, um nicht zu verhungern. Ob das Notprogramm dadurch aktiviert wird, dass du unter Stress den ganzen Tag nicht zum Essen kommst oder ob du gerade auf Diät oder in deiner Fastenphase bist, ist egal.

Eine weitere Ursache für Heißhunger sind Handlungen, die dein Gehirn mit der Zeit zu einem bestimmten Wenn-Dann-Muster verknüpft hat, das fast automatisch abgerufen wird: Kaffee und Kuchen, Kino und Popcorn, Nachspeise nach dem Essen,… Kommt dir bekannt vor? Mir auch. Und die „Königsdisziplin“ ist meiner Meinung nach das emotionsregulierende Essen. Also, wenn du Essen dafür einsetzt, um Spannungen zu lösen und dich besser zu fühlen. Auch das ist ein Muster, das tief in unserem Gehirn verankert ist. Wir erlernen es schon als Baby beim Stillen.

Mein Weg aus der Heißhunger-Falle

Bei mir war es wohl eine Kombination aus allen drei Ursachen: Ich war ständig auf Diät – entweder, weil ich wieder eine Ernährungsform für meine Klient*innen ausprobieren wollte, oder, weil ich mich gerade selbst optimieren wollte. Man will ja Vorbild sein. Auch mein Repertoire an Wenn-Dann-Mustern war über die Jahre groß geworden: ein Treffen mit Arbeitskolleg*innen bei - richtig - Kaffee und Kuchen, Langeweile-Snacks, nach dem Sport ein Riegel,… Und dann war, wie eingangs erwähnt, Essen mein schneller, allzeit verfügbarer Weg zur Entspannung. Ein Grund dafür ist sicher auch meine Persönlichkeit: Ich bin Perfektionistin, manchmal ein richtiger Workaholic und Multitasker.

Was mir letztlich geholfen hat, war die Entdeckung der beiden wissenschaftlichen Konzepte „Achtsam Essen“ von Jean Kristeller und „Intuitive Ernährung“ von Elyse Resch und Evelyn Tribole. Ein weiterer wichtiger Baustein für mich war regelmäßige Yogapraxis. Und zwar nicht einmal die Woche eine lange Einheit, sondern mehrmals die Woche 15-20 min. Das hat mir geholfen, Tempo rauszunehmen und zur Ruhe zu kommen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit achtsames Essen funktionieren kann, aber gerade für Menschen mit „Hummeln im Hintern“ wie mich eine große Herausforderung.

Der „Yoga-Weg“ ist sicher keine Wunderdiät und auch keine Abkürzung zum entspannten Essverhalten. Aber es ist ein Weg, der funktioniert, um Heißhunger und Essdrang in den Griff zu bekommen und der das Leben insgesamt bereichert. Wenn du neugierig geworden bist, dann melde dich bei mir für ein kostenloses Kennenlerngespräch.