Nina Kienreich

Diätologie | Yoga | Hormongesundheit

Selbstfürsorge als Jung-Mama – geht das überhaupt?

8. November 2022

Selbstfursorge Als Mama

7. November 2022 | PERSÖNLICHES

Ein zentraler Teil meiner Arbeit als Intuitiv Essen Trainerin ist es, mit Stressesserinnen Selbstfürsorgestrategien zu erarbeiten, damit Essen nicht das einzige Tool zur Selbstfürsorge bleibt. Ich weiß also über das Thema gut Bescheid. Und dennoch scheitere ich derzeit daran, mir selbst ausreichend oft etwas Gutes zu tun. Warum? Weil ein Baby viel mehr Aufmerksamkeit für sich beansprucht, als man es sich vor der Geburt je gedacht hat. In diesem Artikel liest du, wo meine Herausforderungen liegen, wie ich trotzdem zu meinen Selbstfürsorge-Momenten komme und was ich mache, damit das Stückchen Schokolade zwischendurch nicht die einzige Selbstfürsorge-Strategie bleibt.

Mamasein ist eigentlich schon ohne Job ein Fulltime-Job

Mein Arbeitstag beginnt derzeit zwischen sechs und halb sieben Uhr morgens, wenn mir meine zehn Monate alte Tochter pünktlich wie der Wecker mit großen Augen entgegenlächelt. Und endet – je nach ihrer Laune und ihrem Forscherdrang – irgendwann zwischen sieben und acht Uhr abends. Kommen neue Zähne, zwickt der Bauch oder lernt ihr Gehirn abends auf Hochtouren, so kann es auch deutlich länger dauern, bis die kleine Dame im Bett und in der Wohnung Ruhe eingekehrt ist.

Dazwischen fünf Minuten aufs WC gehen? Schwierig, denn als Krabbelkind, das gerade erste Gehversuche unternimmt, muss ich derzeit fast ständig ein Auge auf sie werfen. Körperpflege, vielleicht sogar zehn Minuten unter der warmen Dusche stehen und sich hinterher herrlich duftend eincremen? Fehlanzeige! Dabei hat mir das in der Schwangerschaft immer so gutgetan. In Ruhe eine Tasse Tee trinken und dabei lesen? Spätestens nach dreißig Sekunden hat mir meine Tochter die Lektüre aus der Hand genommen und begonnen, das Papier in kleine Schnipsel zu zerlegen. Von einem spontanen Kinoabend oder einer Klettertour mit Gipfelblick kann ich derzeit sowieso nur träumen …

Tolle Ratschläge helfen auch nicht weiter

„Mit einem Kind musst du dich und deine Bedürfnisse erst einmal hinten anstellen. Du wirst sehe, wenn sie größer sind, …“ Solche Ratschläge höre ich als junge Mutter häufig, wenn ich anmerke, dass ich gerade überhaupt keine Zeit für mich selbst habe. Innerlich koche ich dabei vor Wut: Bekommen wir nicht überall zu hören, dass wir gut für uns selbst sorgen sollen, damit wir auch für andere gut sorgen können? Aber wie soll denn das gehen, wenn ständig ein Kind am Rockzipfel hängt und alle Aufmerksamkeit für sich beansprucht?

Sogar mein Essverhalten leidet. Und dabei sollte ich wirklich wissen, wie es geht. Früher habe ich meinen Klient*innen oft gepredigt, wie wichtig es ist, sich selbst gut mit Nährstoffen zu versorgen – vor allem, wenn man von sich selbst Leistung abverlangt. Aber woher frisch gekochte, basische, vollwertig-vegane Biomahlzeiten nehmen, wenn man nicht stundenlang in der Küche stehen kann? Achtsam und in Ruhe essen gestaltet sich auch schwierig. Kaum hat man sich hingesetzt und den ersten Bissen genussvoll in den Mund geschoben, ist der Nachwuchs schon wieder dabei, Essenreste, Teller und Platzsets abzuräumen und am Boden zu „entsorgen“. Bleibt nur die Option, sich schnell beim Kochen und zwischendurch ein paar Bissen in den Mund zu schieben.

Meine Hacks, damit Selbstfürsorge auch für mich als Mama funktioniert

Jetzt könnte man natürlich jammern und einfach so weitermachen wie bisher. Ich war aber immer schon ein Sturkopf. Wenn mir eine Sache wichtig ist, dann finde ich Lösungen. So auch beim Thema Selbstfürsorge. Meine zwei wichtigsten Erkenntnisse:

Manchmal hilft es enorm, seine Sichtweise der Dinge zu ändern und Perfektionismus über Bord werfen. Früher war Selbstfürsorge für mich mindestens eine 75 min Yogastunde im Yogastudio. Heute heißt es: Mich in der Früh vom Lächeln meiner Tochter anstecken lassen und danach 10 min Lieblings-Yogaübungen machen, während mein Mann mit ihr zum Bäcker ums Eck frisches Gebäck holen geht. Ohne dieses Morgenritual starte ich keinen Tag mehr.

Und das führt mich schon zur zweiten Erkenntnis: Um Hilfe bitten tut in der Regel nicht weh 😉 Ich habe in der Familie kommuniziert, dass ich es alleine nicht schaffe und Zeit für mich brauche. Nun haben wir fixe Zeitfenster vereinbart, wo sich Papa, Oma , Opa und Schwester mit der Kleinen beschäftigen und ich einmal planbar Zeit für mich habe (und nicht nur, wenn das Baby unter tags kurz einmal einschläft). Eine Win-Win-Situation für alle: Meine Familie freut sich, Zeit mit Laura verbringen zu dürfen, ohne endlos Babysitten zu müssen, und ich habe täglich eine kleine Verschnaufpause.

Meine besten Selbstfürsorge-Routinen als Mama

  • Damit ich frische ausgewogene Mahlzeiten für meine Familie möglich machen kann, koche ich nur noch schnelle Gerichte. Mit wenig Vorbereitung garen Ofengemüse, Aufläufe oder One Pots ganz von selbst vor sich hin. Und ich greife auch zu hochwertigen Fertigprodukten, wie z.B. Gnocchi, Semmelknödel vom Bauernladen oder Gemüsesugo aus dem Glas.

  • Bewegung draußen - auch im Herbst: Fahrradtouren mit Radanhänger, Wandern mit dem Kind in der Trage, den Garten oder den nächsten Spielplatz entdecken oder sogar ein Familientag mit den Großeltern im Klettergarten lassen sich auch mit Baby machen.

  • Sport sieht bei mir jetzt so aus: Tanzen mit Baby in der Trage, ein Besuch in der Kletterhalle (mein Partner und ich klettern abwechselnd), 15 Minuten Yogalektionen, dafür mehrmals täglich, Joggen mit Kind im Kinderwagen

  • Wenn unser Kind eingeschlafen ist, gönne ich mir Mini-Wellness im Bad mit duftendem Körperöl, einer warmen Dusche oder einer Gesichtsmassage.

  • Da Lesen auf Papier derzeit schwer ist, bin ich auf Hörbücher umgestiegen. Kind in den Kinderwagen, Kopfhörer auf und eine Runde spazieren – und manchmal gibt es noch einen duftenden Espresso im Stehen beim Lieblingsitaliener dazu.

Mein Fazit

JA, es ist möglich, auch als frischgebackene Mama sich selbst etwas Gutes zu tun. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass Selbstfürsorge nun vielleicht anders aussieht als früher und dass sie auch nicht „perfekt“ sein muss. Lieber kürzer und unperfekt, als gar nicht! Mit Kreativität, Flexibilität und netten Menschen, die man um Hilfe bitten kann, klappt es auch für dich, dein Selbstfürsorge-Konto nicht ins Minus rutschen zu lassen.

Und wer weiß – vielleicht gibt es bald ein eigenes Mama-Special-Angebot in meiner Online-Praxis, damit Stressessen nicht die einzige Form der Selbstfürsorge als Mama bleibt… Trag dich ein für meinen Genussletter, dann verpasst du nichts 😉