Nina Kienreich

Ernährung | Yoga | Hormongesundheit

Hypothalamische Amenorrhö: Bist du zu gesund, um schwanger zu werden?

21. Februar 2025

Titelbild Zugesund

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mir bewusst wurde, dass etwas nicht stimmt. Mein Zyklus war seit Monaten ausgeblieben, doch ich redete mir ein, dass es normal sei. Ich fühlte mich stark, diszipliniert, „gesund“.

Erst als mein Kinderwunsch stärker wurde und die Monate ins Land zogen, begann ich zu begreifen: Mein Körper war nicht bereit für eine Schwangerschaft. Vielleicht geht es dir gerade genauso? Du isst bewusst, treibst Sport, achtest auf deine Gesundheit – und doch bleibt deine Periode aus. Kann es sein, dass du zu „gesund“ bist, um schwanger zu werden?

Wann solltest du an eine hypothalamische Amenorrhö denken?

Vielleicht hast du schon länger keine Periode mehr. Dein Arzt hat organische Ursachen ausgeschlossen, aber eine wirkliche Lösung wurde dir nicht angeboten. Vielleicht hast du das Gefühl, dass dein Körper nicht mit dir kooperiert, obwohl du doch alles „richtig“ machst.

Hier sind einige Anzeichen, die auf eine hypothalamische Amenorrhö (HA) hindeuten können:

  • Ausbleiben der Menstruation über mindestens 3 Monate
  • Sehr niedriger Körperfettanteil oder rascher Gewichtsverlust
  • Intensives Sportpensum (z. B. tägliche Workouts, lange Ausdauereinheiten, viel Krafttraining)
  • Eingeschränkte Kalorienaufnahme, bewusstes „Clean Eating“, Diäten oder Intervallfasten
  • Ständiges Frieren, trockene Haut, brüchige Nägel und Haarausfall
  • Energielosigkeit, Stimmungsschwankungen oder Schlafprobleme
  • Angst vor Gewichtszunahme oder unbewusste Vermeidung von „Hormon-Food“ (Fette, Kohlenhydrate)
  • Hormonwerte: niedriger LH-Wert, geringer LH/FSH-Quotient, niedrige Östradiol-Werte bei geringem bis normalen FSH-Wert, erhöhtes SHBG
  • dünne Gebärmutterschleimhaut
  • mehrere kleine Follikel in den Eierstöcken

Falls du dich hier wiedererkennst, bist du nicht allein. Viele Frauen mit HA sind leistungsorientiert, diszipliniert und perfektionistisch. Ihr Wille zur Kontrolle – über ihren Körper, ihre Fitness, ihre Ernährung – führt ungewollt dazu, dass ihr Körper in den Überlebensmodus schaltet. Er erkennt: Jetzt ist nicht die Zeit, ein Kind zu bekommen.

Die Ursache: Warum dein Körper die Periode einstellt

Unser Körper ist unglaublich intelligent. Er analysiert ununterbrochen, ob die Bedingungen für eine Schwangerschaft ideal sind. Und wenn er das Gefühl hat, dass nicht genug Energie vorhanden ist, fährt er nicht lebensnotwendige Funktionen herunter – darunter die Hormonproduktion.

Die hypothalamische Amenorrhö entsteht, wenn das Gehirn zu viel Stress und/oder nicht genügend Energie wahrnimmt. Der Hypothalamus, die Schaltzentrale für unsere Hormonregulation, drosselt die Ausschüttung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH). Dadurch bleibt die Stimulation der Eierstöcke aus, die Produktion von Östrogen und Progesteron wird gedrosselt – der Zyklus bleibt aus.

Der Auslöser kann dabei eine Kombination aus folgenden Faktoren sein:

  • Zu wenig Energiezufuhr: Kaloriendefizit, fehlende Fette oder Kohlenhydrate
  • Zu viel Sport: Besonders intensives Cardio-Training oder übermäßige Workouts
  • Chronischer Stress: Seelischer oder körperlicher Stress erhöht das Stresshormon Cortisol, das die Hormonproduktion stört
  • Perfektionismus und Kontrolle: Die Psyche spielt eine große Rolle – ständiger Druck, Angst vor Gewichtszunahme oder rigide Ernährungsregeln wirken sich auf den Hormonhaushalt aus

Therapie ohne künstliche Hormone: Dein Weg zur Rückkehr der Periode

Viele Frauen mit HA bekommen als Erstes die Pille verschrieben. Doch das ist keine Lösung, sondern nur ein Pflaster auf die eigentliche Ursache. Wenn du langfristig deine Fruchtbarkeit wiederherstellen möchtest, musst du deinem Körper signalisieren: Du bist sicher. Hier sind die wichtigsten Schritte:

1. Ernährung: Mehr Energie, weniger Kontrolle

  • Erhöhe deine Kalorienzufuhr, besonders mit gesunden Fetten (Avocado, Nüsse, Olivenöl) und komplexen Kohlenhydraten (Haferflocken, Reis, Kartoffeln)
  • Reduziere „Clean Eating“-Zwänge – dein Körper braucht Vielfalt
  • Integriere Snack-Pausen, um Heisshungerattacken zu vermeiden
  • Erlaube dir „verbotene“ Lebensmittel, ohne Schuldgefühle

2. Bewegung: Weniger ist mehr

  • Reduziere intensive Workouts, insbesondere HIIT oder langes Cardio
  • Integriere Feminine Yoga, sanftes Stretching oder Spaziergänge
  • Höre auf dein Körpergefühl: Fühlt sich dein Training gut an oder erschöpft es dich?

3. Stressabbau und Mindset-Arbeit

  • Meditation, Atemübungen oder Journaling helfen, das Nervensystem zu beruhigen
  • Reflektiere deine Glaubenssätze: Warum ist es so schwer, Kontrolle abzugeben?
  • Baue bewusste Entspannung in deinen Alltag ein: Massagen, heiße Bäder, Musik

4. Geduld und Selbstmitgefühl

  • Die Periode kommt nicht über Nacht zurück – gib deinem Körper Zeit
  • Feier kleine Fortschritte: mehr Energie, bessere Laune, wärmere Hände und Füße
  • Du bist nicht „schwach“, wenn du dich veränderst – du wirst stärker

Dein Körper will mit dir arbeiten, nicht gegen dich

Ich weiß, wie schwer es ist, Kontrolle abzugeben. Doch der Moment, in dem deine Periode zurückkommt, ist ein Zeichen: Dein Körper fühlt sich endlich sicher. Vielleicht zweifelst du, ob du wirklich „mehr essen“, „weniger trainieren“ oder „loslassen“ solltest. Aber vertrau mir: Dein Körper ist nicht dein Feind. Er braucht deine Unterstützung, um das zu tun, wofür er gemacht ist – zyklisch sein, leben, erschaffen.

Du bist nicht zu gesund, um schwanger zu werden. Vielleicht bist du nur zu hart zu dir selbst. Erlaube dir, loszulassen – und dein Körper wird nachziehen. Und wenn du dabei Unterstützung brauchst, dann melde dich gerne bei mir.